Dienstag, 7. Oktober 2008

Köln Marathon - was war das?

  • Nur fünf Wochen Training wegen Krankheit
  • Nur ein Lauf über 30km (Pänz-Spendenlauf)
  • Einen Tag vorher aus Holland zurückgekommen
  • Dort zu viele Fritten und das eine oder andere Bier
Normalerweise funktionieren Wettkämpfe bei mir nach diesem Motto: Startschuss --> aussetzen der höheren Gehirnfunktionen (soweit vorhanden) --> laufen, so schnell es geht --> Freude wenn Bestzeit sonst Katzenjammer.

Ich bin möglicherweise manchmal ein wenig begriffsstutzig, aber selbst mir war klar, dass das diesmal nicht funktionieren konnte. Also musste eine neue Taktik her, ich wollte ohne Uhr laufen, in den Körper reinhören was geht und vor allem durchlaufen ohne auch nur einmal anzuhalten. Irgendwo um die 3:30 hatte ich mir schon ausgerechnet, aber wirklich nur als lockeres Ziel.

Sonntag morgen, ein Blick aus dem Fenster bestätigte mir, ein Problem weniger zu haben: Es würde keinen Hitzemarathon geben. Statt dessen Regen und sehr windig bei 9-10°C. In meine Tasche habe ich dann alles gepackt, was ich so an Laufklamotten habe. Entschieden habe ich mich dann für unten kurz, oben lang und dazu ein Cappy, was genau richtig für mich war. Meinen Forerunner habe ich wirklich in der Tasche zurückgelassen. Wer mich kennt weiss, dass mir das nicht leicht gefallen ist.

Beim Start war das dann aber sehr angenehm. Die ersten Kilometer sind ja immer recht voll und man muss Zickzack laufen um den geplanten Schnitt zu halten. Diesmal konnte ich ganz entspannt loslaufen, ich hatte es ja nicht eilig.

Ich habe mir dann eine Frau gesucht, an die ich mich hängen konnte. Frauen laufen viel gleichmäßiger als die meisten Männer, das war sozusagen mein Uhrersatz. Der Lauf war dann auch entsprechend unspektakulär. Ich habe die Zuschauer bewundert, die dem Wetter trotzten und mich über die geänderte Streckenführung gefreut. Eine bestimmte Passage, bei der ich bislang noch jedesmal einen Einbruch hatte war gestrichen worden.
Ab Kilometer 33 konnte ich das Tempo der Frau nicht mehr halten, das war mir aber vorher schon klar, dafür hatte ich einfach zu wenig trainiert. Macht ja nix, laufe ich halt was langsamer. Aber es lief trotzdem weiter rund, vollkommen unspektakulär. Kurz vor dem Ziel dann nochmal der Schlenker zum Dom, das war nett. Dann ein kurzer Endspurt und ab ins Ziel.

Und dann nichts.

Ich habe mich echt leer gefühlt, nicht weil ich sonderlich erschöpft war (war ich so, wie es sich nach einem Marathon gehört) aber keine Emotionen, einfach nur leer. Das war wie der ganze Lauf, vollkommen unspektakulär.

Ich glaube, ich brauche dieses Gefühl, entweder totale Freude wenn etwas geklappt hat oder grenzenlose Enttäuschung, wenn ich so richtig auf die Fresse geflogen bin.

Emotionen können einem schwer zusetzen, nicht nur beim Laufen, aber irgendwie zeigen sie mir, dass ich lebe. Also lieber Wettkämpfe nach meinem alten Motto oder Genussläufe wie den Röntgenlauf aber nicht mehr sowas, was weder Fisch noch Fleisch ist.

Für die Statistik: Es ist eine 3:30:23 geworden, zumindest das hätte ich mit Uhr auch nicht besser hinbekommen.

6 Kommentare:

Frau Mohr hat gesagt…

Dann war es also ein Marathon ganz ohne Geschmack ;)
Jede blöde Erfahrung ist zumindest eine Erfahrung...jetzt weiß Du ja, wie sich das anfühlt was Du nicht mehr haben willst. Ist doch auch was wert, irgendwie ;)

EigentlIch hat gesagt…

Das war ja nicht mal eine blöde Erfahrung.
Ich steh halt mehr auf große Gefühle, Frollein Holle ;)

Unknown hat gesagt…

Verständlich. Absolut nachvollziehbar, Jo. Nichts ist so ätzend wie diese Leere, dieses nix fühlen (hab ich grad zur Genüge). Gefühle machen das Leben lebenswert, auch wenns manchmal wirklich beschixxen hart ist. ;->
Aber: "If it hurts, make it hurt more."
Welches schlaue Kerlchen das auch immer von sich gegeben haben mag...

Blumenmond hat gesagt…

Einen Marathon zu laufen, ohne nachher "was" zu spüren ist sicherlich doof. Dafür sind 42km ja schon mächtig lang. Hmmm - bin ratlos.

Die Erleberin hat gesagt…

3:30 und 'n paar Krumme sind ja dennoch respektabel. Glückwunsch dazu! Und ja, ich glaube auch, dass beim Marathon das Anpeilen einer Zeit, ein bisschen Quälerei und dann die entsprechenden Emotionen, je nachdem, ob es gereicht hat oder nicht, dazu gehören. Alles andere ist: kein Marathon ;-)

EigentlIch hat gesagt…

Da bin ich ja mal froh, dass ich hier nicht für verrückt gehalten werde :)

Hallo Erleberin! Interessant, was Du so schreibst. Da werde ich wohl in Zukunft öfter mal über die Schulter gucken.