Montag, 27. Oktober 2008

Der Röntgenlauf - reicht Liebe aus?

An den Rahmenbedingungen meines Trainings hatte sich seit dem Köln-Marathon ja nicht so viel verändert. Gut, ein langer Lauf war hinzu gekommen, eben der Marathon.
Nach dem Marathon hatte ich erstmal eine Woche wenig getan und dann wieder ganz normal trainiert. Ich hatte ja keine Nachwehen und schon eine Woche später das Gefühl, wieder einen Marathon laufen zu können.

Der Röntgenlauf ist schon lange mein Lieblingslauf. Letztes Jahr habe ich dort den bislang schönsten Marathon hinter mich gebracht. Dieses Jahr sollte es bei meinem zehnten Marathon der Ultra sein. Ich hatte mich schon frühzeitig angemeldet, ich wusste ja nicht was für ein Seuchenjahr das werden sollte.
Die Frage, ob Liebe und das bisschen Training ausreichen um 63km mit reichlich Höhenmetern zu bewältigen, war also durchaus gerechtfertigt.

Aber ich bin ja Berufsoptimist und so stehe ich morgens in Remscheid an der Startnummernausgabe und hole mir meine blaue Nummer mit der 6 vorne ab, die die Ultraläufer kennzeichnet. Vor dem Start habe ich dann noch ein paar Bekannten getroffen und Witze darüber gerissen, dass ich keinerlei Vorwettkampfgejammer von mir geben kann. Mir ging es nämlich prächtig und das kann ich fürwahr nicht bei jedem Wettkampf sagen.

Ich hatte geplant, den Marathon in etwa vier Stunden zu laufen, das sollte dann für eine Gesamtzeit von etwa 6:15h reichen. Beim Start ist es immer recht voll, sehr viele HM-Läufer und weniger Marathon und Ultraläufer starten auf einmal. Aus dem Gedränge habe ich rausgehalten. Ich bin von relativ weit hinten gestartet und die ersten Kilometer durch den Ort ganz gemütlich gelaufen. Wer mich kennt weiß, wie schwer mir sowas fällt ;)

Zwischendurch immer wieder mal ein Schwätzchen aber nie für länger, da ich ja mein ganz eigenes Tempo laufen wollte und nicht das von anderen annehmen wollte. Der HM war dann auch nach ziemlich genau zwei Stunden erreicht, ab jetzt wurde es ruhiger auf der Strecke. Das zweite Teilstück ist meiner Meinung nach das schönste. Letztes Jahr fuhr eine Dampflok über die Müngstener Brücke genau in dem Moment, als ich darunter lief. Dieses Jahr reichte es leider nur für eine Regionalbahn. An jeder Versorgungsstation habe ich dann angehalten, in Ruhe getrunken und gegessen und ein Schwätzchen mit den wirklich fantastischen Betreuern gehalten. Ist ja ein Ultra, man hat ja Zeit. Auch den Streckenposten hier noch mal ein Dank, jeder wird beklatscht und angefeuert. Bei km37 geht es steil bergab um dann 10km lang stetig nach oben zu gehen. Das Marathonziel kam näher und ich habe eine Inventur durchgeführt. Die Zeit war mit 4:04 voll im Rahmen, der Erschöpfungsgrad der Strecke angemessen und nichts tat weh. Also kein Grund aufzuhören. Trinken, eine Banane, ein Schwätzchen und weiter geht's. Die Steigungen bin ich dann anschließend teilweise gegangen, die Kraft sollte ja noch ein Stück weit reichen. Und dann irgendwann beim wieder loslaufen hat es mir ein Messer ins linke Knie getrieben. Das Spielchen hat sich bei jedem neuen Versuch wiederholt. Beim nächsten Getränkestand habe ich dann erstmal ein paar Minuten Pause gemacht, es wurde aber nicht besser. Ich habe es dann noch ein wenig versucht, aber es waren noch 16km und die können verdammt lang werden. Manche Leute mögen das Ankommen egal wie über alles stellen, ich nicht. Ich möchte so lange wie möglich gesund laufen und wenn mein Körper mir deutlich mitteilt, dass er genug hat, dann höre ich auf ihn. Also drehte ich bei km 47 um und ging zurück zum nächsten Streckenposten. Ein Polizist, der dort stand war dann so freundlich mich zurückzubringen. Wenigstens etwas, ein Rennen in einer grünen Minna zu beenden ist ja auch mal was besonderes.

Manchmal reicht Liebe einfach nicht aus, man muss auch hart dafür arbeiten. Beim nächsten Mal.

9 Kommentare:

michi hat gesagt…

Gute Entscheidung wie ich finde. Wenn man langfristig gesund sein will und ohne große Verletzungspausen durchkommen, ist es mitunter wirklich besser, auch wenn es sicher schwerfällt, so einen Lauf vorzeitig zu beenden. Hut ab!
Was macht das Knie jetzt? Schnelle Genesung wünsche ich Dir!

Blumenmond hat gesagt…

Tja, ist wohl müßig zu fragen, ob das Knie mit mehr Training nicht schon früher gemuckt hätte. Vielleicht, vielleicht auch nicht.

Auf jeden Fall finde ich Deine Entscheidung auch gut - dazu gehört mitunter mehr Größe, als den Lauf durchzuziehen. Ach, Seuchenjahr 2008 geh bald vorbei. Und auch ich wünsche eine schnelle Genesung.

EigentlIch hat gesagt…

Michi, dem Knie geht's schon besser. Aber einen mordsmäßigen Muskelkater habe ich. Zu wenig Training halt ;)

Anja, im Vergleich zu Dir und Susi darf ich ja überhaupt nicht von Seuche reden. 2009 wird alles gut - sag ich jetzt mal...

Blumenmond hat gesagt…

Ich hab noch nie so sehr das Ende eines Jahres herbeigesehnt. Auch wenn ich weiß, dass sich an Silvester die Welt nicht direkt anders herum dreht, so hoffe ich doch zumindest auf einen kleinen Schlenker;-)

Und ja - 2009 wird alles gut. Ohmm (aber nicht, wenn man zu MacDonalds geht;-))

Anonym hat gesagt…

Auch von mir bekommst du bescheinigt, daß es eine weise Entscheidung war, umzukehren. Immerhin hast du einen Marathon absolviert, und sogar ein bißchen mehr. Alles andere wäre falsches Heldentum gewesen, was die Heilung unnötig in die Länge gezogen hätte. Das mit dem Messer im Knie hatte ich auch mal. Da hilft reichlich Dehnen. Das hilft so ziemlich gegen fast alles ;-)

Susi

Anonym hat gesagt…

Oh, schade dass du solche Knieprobleme bekommen hast und abbrechen musstest. Aber die Entscheidung war sicherlich richtig. Aber wieso wolltest du mir vor dem Start EIGENTLICH nicht glauben dass ich wirklich in gemütlichem Tempo laufen werde???
Gute Besserung an dein Knie! Ich drück dir die Daumen dass es 2009 dann mit den 63km klappt.

EigentlIch hat gesagt…

Susi, das mit dem Dehnen haben mir jetzt schon mehrere Leute bescheinigt. Vielleicht sollte ich es mal versuchen *hust*

Tobias, Dir ist schon klar, dass ich Dich eigentlich hassen muss. Wenn Du so schnell läufst, das ganze gemütlich für Dich ist und Du dabei noch die Zeit hast, Fotos zu machen ist das schon eine Frechheit ;)

Anonym hat gesagt…

Mir ist schon klar dass du mich hassen müsstest. ;-) Ich weiß auch nicht so genau ob die anderen Läufer das so witzig gefunden haben dass ich unterwegs noch Fotos gemacht habe. :-o
Aber ordentlichen Muskelkater hatte ich nach dem Lauf schon, auch ohne voll am Anschlag zu rennen.

Jörg hat gesagt…

Jetzt habe ich über Pfäzerwaldläufer die Seite gefunden und dachte auch einen schönen Röntgenbericht zu lesen und dann so was - tut mir leid. War aber sicher vernünftig.

Jörg